Ja du hast richtig gelesen – wir bauen uns eine eigene Alarmanlage für den Van. Warum? Weil es nicht nur günstiger ist, sondern auch noch viel mehr kann, als laut Alarm zu schlagen, sondern auch bei Fahrtbeginn automatisch alle Schubladen verriegelt.
Alles, was man dazu benötigt ist einen Mikrocontroller, ein bisschen Wissen im Bereich Coden (oder Lust sich reinzufuchsen) und natürlich ein paar Teile. Welche genau das sind, wie das Ganze funktioniert und wie viel der Spaß am Ende kostet, erfährst du im Folgenden.
Die Steuereinheit
Das Herzstück des Projektes ist ein Mikrocontroller, den wir so programmieren können, dass er das ganze System so steuert, wie wir es uns vorstellen. Wir entschieden uns dabei für das Arduino System. Zum einen, weil wir die Möglichkeit haben die einzelnen Ports direkt anzusteuern und weil ich (Dorian) mit der recht simplen C++ Programmiersprache bereits vertraut war.
Arduino UNO / MEGA
Einen Arduino gibt es in mehreren unterschiedlichen Ausführungen und Größen. Wir haben uns anfangs für das klassische Modell, den UNO (14 digital & 6 analog Pins), entschieden. Schnell merkte ich, dass wir immer mehr damit vorhaben und uns die Pins ausgingen, also musste ich auf den MEGA (54 digital & 16 analog Pins) upgraden.
Sehr praktisch für den Einstieg in die Welt des Arduinos ist ein Starterkit. Neben einem Breadboard, vielen Kabeln und den grundlegenden Teilen wie LEDs und Widerstände sind auch einige Sensoren, Motoren und weitere coole Teile enthalten. So kann man sich nach und nach anhand der Beispielprogramme in die Programmiersprache einarbeiten und sie so erlernen.
Ausgänge und zu schaltende Geräte
Die Basis steht – fangen wir mit den zu schaltenden Geräten wie den Schubladenmotoren und der Sirene an und zeigen, wie – oder besser gesagt womit – wir das Schalten können.
Zentralverriegelung für Schubladen
Nach langer Suche nach einer vernünftigen Schubladenverriegelung stießen wir auf ein Video, in dem elektrische Stellmotoren genutzt wurden. Die Idee hat uns sofort angefuchst, aber ich wollte die Technik noch etwas weiter pushen. Anstelle der oft mit erhältlichen Fernbedienung wollte ich lieber einen Weg finden, die Motoren mit der Zündung des Autos zu verbinden, sodass sich die Schubladen beim Starten des Motors automatisch selbst verriegeln. Und so entstand auch die Idee, überhaupt einen Mikrocontroller zu benutzten.
Die Stellmotoren (samt mitgeliefertem Metallstift) haben wir jeweils an die Rückseite jeder einzelnen Schublade angebracht (in unserem Fall 10 Stellmotoren für 10 Schubladen). Wenn die Anlage abschließt, schiebt sich der Stift seitlich an der Schublade heraus und blockiert das Herausfahren der Schublade. Diesen Mechanismus können wir nicht nur während der Fahrt nutzen, sondern auch als Sicherheitsvorkehrung vor neugierigen Geschwistern oder Dieben, die in unseren Van eindringen.
Steuereinheit für 12V Verbraucher
Da die Stellmotoren mit 12V gespeist werden, nutzen wir einen digitalen Schalter – ein Relais. Es kann mit kleinen Strömen (in unserem Fall den 5V vom Arduino) größere Ströme schalten. Dabei sind die beiden Stromkreise getrennt voneinander. So können wir mit dem “kleinen” Arduino bedenkenlos Ströme bis zu 230V und max 10A schalten.
Für die Stellmotoren benötigen wir zwei Relais, um die Stromzufuhr und die Polarität zu steuern. Wenn der Strom in die eine Richtung fliest, öffnet der Motor und umgekehrt. Allerdings verbrauchen alle parallel geschalteten Motoren nach vollendeter Bewegung enorm viel Strom, weshalb wir sie nur für einen Bruchteil einer Sekunde schalten dürfen, damit die 10A Sicherung nicht rausfliegt.
Da wir auf unserem Relaismodul noch zwei Relais frei haben, schalten wir auch gleich unsere Wasserpumpe und den Warmwasserboiler und mit einer weiteren Relaiskarte schalten wir die Sirene und die Außenbeleuchtung mit dem Arduino ein und aus. Ganz schön praktisch.
Sirene für Aufmerksamkeit
So, jetzt machen wir mal ein bisschen Lärm. Also hoffentlich nicht, denn wir wollen ja nicht, dass jemand einbricht! Aber falls, wird die Person schnell merken, dass das eine echt blöde Idee war!
Die Sirene ist sehr klein, verbraucht so gut wie keinen Strom und kann mit 12V, aber auch mit einer 9V Batterie betrieben werden. Angeschlossen wird sie an eines der Relais und nur eingeschaltet, wenn der Alarm losgeht. Als kleinen Voralarm installieren wir noch die kleinen Beeper aus dem Arduino-Kit.
Eingänge und Sensoren
Okay, jetzt haben wir schonmal ein paar Geräte als Ausgang in Sicht, kommen wir jetzt zu den Eingängen und Sensoren, damit wir die Geräte auch schalten können.
Taster mit Feedback-LED
Das Thema Taster ist echt eine Sache für sich. Eigentlich wollten wir gerne schwarze Taster, doch die, dir wir brauchten, konnten wir nicht alle in Schwarz finden und mischen wollten wir auch nicht. Deshalb sind es am Ende 5 silberne geworden, aber das ist auch okay. Hauptsache, sie passen zueinander und sind – GANZ WICHTIG – tastend und nicht rastend (w o w, I know). So bekommt der Arduino nur kurz ein Signal während der Taster gedrückt wird und das Signal wird in einer Variable als AN oder AUS gespeichert. Dadurch, dass der Taster nicht rastend ist, kann der Wert jederzeit überschrieben werden, ohne dass der Taster erneut gedrückt werden muss.
Verbaut haben wir 5 Taster mit einer Ringleuchte (LED) für visuelles Feedback. Wenn ein Taster leuchtet, bedeutet es, dass das Relais für das jeweilige Gerät geschaltet ist. Bei uns schaltet der Taster mit der blauen LED die Wasserpumpe, die rote LED den Warmwasserboiler und die weiße LED die Außenbeleuchtung. Mit den beiden RGB-Tastern haben wir verschiedenes vor, da sie in mehreren Farben leuchten und somit mehr als nur “an” und “aus” als Feedback übermitteln.
Motorerkennung / Zündungsplus
Wir haben ja bereits erwähnt, dass die Idee einen Mikrocontroller zu benutzen daher kam, dass wir sämtliche Schubladen automatisch beim Motorstart verriegeln wollten. Dazu muss der Arduino wissen, wann aufgeschlossen und wann gesichert werden soll.
Das Zündungsplus haben wir zum Glück bereits zum Ladebooster gelegt (hier liegt nur Strom an, wenn der Schlüssel im Zündschloss gedreht wird), weshalb wir lediglich das Signal von da aus durch ein weiteres Relaismoduls zum Arduino legen mussten. Da das Zündungsplus mit 12V läuft, habe ich das Relais umgekehrt und die 12V auf den Eingang gelegt. So schaltet das Relais, wenn der Schlüssel gedreht wird und der Strom auf der Arduino Seite geschaltet wird.
Aktuell habe ich den Arduino so programmiert, dass er die Wasserpumpe und den Wasserboiler abschaltet und die Schubladen automatisch abschließt, sobald die Zündung gedreht wird. Nach Abschalten des Motors öffnet er die Schubladen dann wieder automatisch.
Fenster- und Türkontakte
Was wäre eine Alarmanlage, wenn sie nicht mitbekommen, dass Jemand versucht unerlaubt Zugang zum Van zu verschaffen?! Darum habe ich an sämtlichen Türen und Fenstern Magnetschalter verbaut und am Arduino angeschlossen. Durch den Schalter fliest die ganze Zeit Strom, bis sich der Magnet vom Schalter löst – also eine Tür oder ein Fenster geöffnet wird. Wenn das passiert, geht die Sirene los und wer auch immer versucht in den Van zu kommen bereut seine Entscheidung zutiefst.
Außerdem habe ich den Arduino so programmiert, dass er uns auf den RGB-LEDs anzeigt, ob noch etwas offen ist – so können wir auch checken, ob alles zu ist, bevor wir losfahren.
Kleinigkeiten, die das Arbeiten erleichtern
Leider haben wir gemerkt, dass der Arduino noch nicht ganz so ausgereift ist und teils etwas unvorteilhaft und schutzlos gebaut ist. Dafür haben wir aber ein paar Tools, die Abhilfe schaffen und dir das Arbeiten mit dem Arduino erleichtern:
Pins zum Verschrauben
Wenn man sich an den finalen Einbau sowie die Verkabelung der Geräte und Sensoren wagt, empfehlen wir, diese nicht nur mit den dünnen Kabeln zu stecken, sondern fest zu verschrauben. Dafür haben wir dieses Board gefunden. Es wird einfach auf den Arduino MEGA aufgesteckt, wodurch jeder einzelne Pin nicht nur steckbar, sondern auch Schraubbar wird und die Kabel nicht ständig herausfallen. Das ist nämlich echt nervig.
Arduino MEGA Grundplatte
Da wir nicht immer im Van am Arduino gebastelt haben, sondern diesen öfter mal transportieren mussten, rissen uns (aus Versehen) ständig ein paar der Kabel zwischen Arduino und Breadboard heraus. Als wir diese Platt fanden, haben wir uns sehr gefreut, denn der Arduino wird darauf fest verschraubt und das Breadboard verklebt. Außerdem wird so die Leiterplatine geschützt und liegt nicht mehr überall auf teilweise leitenden Oberflächen herum.
Kabel und Zubehör
Natürlich benötigen wir auch genügend lange Kabel um die ganzen Sensoren, Taster und Geräte an den Arduino anzuschließen. Überwiegend haben wir dafür eine 0.75 mm² Schlauchleitung mit zwei Adern* verwendet. Lediglich die Motoren der Schließanlage benötigen etwas mehr Strom, weshalb wir eine dickere Leitung in die Mitte der Motoren gelegt haben und von da dann weiter mit 0.75mm² zu jedem einzelnen Motor gelegt.
Um die ganzen Kabel im Van zu verbinden haben wir uns für die Verbindungsklemmen von WAGO entschieden. Sie sind dafür ausgelegt jedmögliche Kabel zu klemmen und verbinden. Auch wenn wir dem System anfangs nicht voll vertrauten, sind die Klemmen schüttel sicher und die Kabel sind fest eingeklemmt (perfekt für jede Elektronik im Van!). Die Verbinder gibt es in den Ausführungen 2er WAGO*, 4er WAGO* und 5er WAGO* und wir empfehlen eine große Box von allen zu kaufen. Besonders die kleinen 2er Verbinder sind bei uns immer ganz schnell weg^^
Was kostet der Spaß?
Kurz und knackig aufgelistet und um ehrlich zu sein, doch gar nicht soooo günstig wie wir es erstmals gedacht hatten. ABER trotzdem noch günstiger als eine fertige Alarmanlage und es ist komplett auf den Van angepasst! Außerdem haben wir mit dem Arduino viel mehr als nur eine Alarmanlage gebaut. Da wir wirklich immer vergessen alles für die Fahrt zu sichern, nimmt die Automatisierung uns enorm viel Arbeit und Sorgen ab. Durch die integrierte Alarmanlage fühlen wir uns obendrein etwas sicherer, wenn wir Ben mal irgendwo stehen lassen müssen.
Okay, kommen wir zur Kostenauflistung:
Arduino UNO R3 Ultimate Starter Kit – 46,99€
Arduino MEGA – 14,99 €
Stellmotoren – 64,95 € = 10 Stück (12,99€ = 2 Stück)
4 Kanal Relaismodul – 13,98 € = 2 Stück (6,99 €)
LED-Taster – 37,98 € (Blau 11,89 € / Rot 11,89 € / RGB 14,20 €)
Relaismodul – 6,11€
Alarmsirene – 4,79 €
Magnetschalter – 19,98 € = 10 Stück (9,99€ = 5 Stück)
Screw Board – 15,90 €
Grundplatte – 19,99 €
Kabel – 14,20 € = 25m
WAGO Klemmen – 46,20 € (2er 21,95€, 3er 13,50€, 5er 10,75 €)
Gesamt – 306,06 €
Wie geht es weiter?
Das war der erste Teil unserer “DIY Schließ- und Alarmanlage”, in dem wir dir die verbauten Teile vorgestellt haben und bereits grob darauf eingegangen sind, was wir damit vorhaben. Im zweiten Teil zeigen wir dir, wie du die ersten Vorbereitungen triffst und die Komponenten verknüpft. Der dritte Teil geht um die generelle Programmierung des Arduinosystems. Anhand von Beispielen werden wir dir die Programmiersprache näher bringen, sodass du perfekt vorbereitet bist. Im vierten und vorerst letzten Teil gehen wir auf unser System ein. Wir listen unsere Voraussetzungen auf und erläutern grob unseren Code.
Wir hoffen sehr, dass wir dein Interesse wecken können und du Lust hast selbst ein bisschen abzunerden und ein cooles, praktisches System aufzubauen.
Also bis denne Antenne und Tschüss mit ÜSS,
Dorian
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Vielen Dank für den interessanten Artikel! Toller Tipp.
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